Das Mysterium des Glaubens

■ Das, was den Menschen am markantesten von der Tierwelt unterscheidet, ist ja der menschliche Verstand. Er ist das entscheidende Merkmal, das uns vor der restlichen Schöpfung auszeichnet. Der Verstand ist uns gegeben, um sowohl die mannigfachen Geheimnisse der Natur zu erforschen und uns dienstbar zu machen - der für uns doch so typische Forscherdrang -, als auch die geistig-moralische Komponente unseres Seins zu ergründen. So hat ja auch die naturwissenschaftliche Forschung enorme Fortschritte gemacht, die man, sollten sie moralisch vertretbar sein (so z.B. auf dem Gebiet der Medizin), sogar bestaunen und bewundern muss. Aber schon da sieht man die interessante Erscheinung: je mehr die Naturwissenschaften an Erkenntnissen gewinnen, desto mehr weitere Fragen stellen sich für sie und die Menschheit.
Mit demselben Verstand versucht der Mensch auch, sich dem religiösen Gebiet zu nähern und da Fragen zu stellen. So können wir tatsächlich die Existenz Gottes als des höchsten moralischen Wesens erkennen und dabei auch Seine Güte, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit - um nur einige Seiner Eigenschaften zu benennen -, mit dem Auge des Geistes erblicken. Der menschliche Verstand besitzt tatsächlich die Fähigkeit, Gott zu erkennen, um dann kraft der Erweckung eines sittlich positiven Willens eine echte geistige Gemeinschaft mit Ihm einzugehen. Diese Erkenntnis Gottes muss nicht etwa diffus oder schleierhaft bleiben, sondern kann klar und echt sein!
Allerdings machen wir auch die Erfahrung, dass der menschliche Geist in seiner Leistungsfähigkeit doch begrenzt ist. Das menschliche Verstehen-Können stößt bisweilen an eine Grenze, die wir trotz aller intensiven geistigen Anstrengungen nicht überschreiten können. So kann sich der menschliche Geist nicht so richtig vorstellen, wie z.B. der Raum oder die Zeit letzten Endes in ihrer Unendlichkeit beschaffen sind, um eine philosophische Frage anzuschneiden. Wir werden nämlich hier auf Erden nie in der Lage sein (können), mit unserer Verstandeskraft an das so genannte Ende des Raumes oder der Zeit zu gelangen, sie voll und restlos “auszuschöpfen”. Unser Verstand erkennt, und zwar höchst rational (!), dass er da bestimmten Grenzen unterliegt.
So kann der Mensch auch zwar wirklich die sittliche Qualität des Gutseins, der Barmherzigkeit oder der Gerechtigkeit Gottes erkennen - darin muss der menschliche Geist nicht notwendigerweise einer Täuschung unterliegen. Darin besteht ja auch gerade die Erkenntnis der Existenz Gottes als des vollkommenen absoluten Wesens.
Aber dennoch sind wir grundsätzlich nicht in der Lage, die so genannte unendliche Intensität der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes vollends auszuschöpfen! Gott ist dem inhaltlichen Reichtum Seiner Eigenschaften nach immer mehr als der menschliche Geist es sich (in welchem Stadium seines jeweiligen Erkenntnisfortschritts auch immer) vorstellen kann - wir werden nie an das Ende der Erkenntnis der Tiefe Seiner sittlichen Vollkommenheit gelangen (können). Wie weit auch immer wir in der geistig-intellektuellen Vertiefung in das göttliche Wesen gekommen sein mögen - die sittlich-moralische Vollkommenheit Gottes ist und bleibt immer größer als der fortschrittlichste Erkenntnisgrad des menschlichen Intellekts! So sagen wir auch, dass wir Gott zwar sehr wohl erkennen, aber nicht begreifen können. Denn wir müssten ja schon Gott selbst sein, wollten wir Ihn in der Unendlichkeit Seines geistigen Seins so zu sagen 1:1 erblicken.
Somit dürfen wir bei unserer Bemühung um das Erkennen Gottes nie übersehen, dass es da so gesehen immer einen Bereich gibt bzw. geben wird, der über das hinaus geht, was der menschliche Geist zu erkennen vermag. Und auch dies widerspricht in keinster Weise unserem Verstand, als wäre es etwa irrational - es ist höchst vernunftgemäß, d.h. rational! Denn es ist ja gerade unser Verstand, der aufgrund seiner geistigen Leistung zu dieser sehr logischen Feststellung kommt.
■ Im religiösen Bereich kann man diesen ganzen Sachverhalt als das Mysterium des Glaubens bezeichnen bzw. als das göttliche Heilsgeheimnis umschreiben. Denn Er ist ja weit mehr als es die Summe der rein menschlichen Geistesleistung zu erfassen vermag. Wäre es nämlich nicht so, würden Gott ja keine übernatürlichen Elemente anhaften - Er würde lediglich ein menschlich-natürliches Gebilde darstellen, welches u.a. auch zu nichts befähigt wäre, was nicht auch der menschliche Geist in der Summe seiner gesammelten Verstandeskraft leisten könnte.
Somit sollte die wahre Religion inhaltlich nicht nur das zur Sprache zu bringen, was der natürlichen Fähigkeit des menschlichen Geistes entspricht - so würde sie ja nur irgendeiner Philosophie gleichkommen oder einer gesellschaftlich-sozialen Einrichtung ähneln -, sondern hat die Aufmerksamkeit unbedingt (vor allem) auf den übernatürlichen Bereich des Seins und heilbringenden Wirkens Gottes innerhalb der Menschheit zu lenken! So behandelt ja auch der wahre katholische Glaube inhaltlich hauptsächlich sowohl die Frage nach dem übernatürlichen Sein Gottes als auch, auf welchem Weg der Mensch zu einem von der göttlichen Gnade erfassten Kind Gottes werden kann.
Der hl. Apostel Paulus beschreibt das Geheimnis der Erwählung des Menschen in den Gnadenstand mit folgenden eindrucksvollen Worten: “Wir sind doch der Sünde abgestorben. Wie sollten wir noch in ihr leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, auf Seinen Tod getauft sind? Wir sind also durch die Taufe auf den Tod mit Ihm begraben. Wie aber Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferstanden ist, so sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn sind wir mit Ihm durch die Ähnlichkeit mit Seinem Tod verwachsen, so werden wir es auch durch die Ähnlichkeit mit Seiner Auferstehung sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch ans Kreuz geschlagen wurde, damit der sündige Leib vernichtet wird und wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind. Wer gestorben ist, ist von der Sünde befreit.” (Röm 6,2-7)
Somit erschöpft sich der ganze Sinn des Christseins bzw. der christlichen Taufe bei weitem nicht in der rein formal-symbolischen Aufnahme des Getauften in die Gemeinschaft der irdischen Kirche - hinter dem äußerlich sichtbaren Taufakt vollzieht sich auf übernatürlicher Ebene (und somit auf optisch-akustisch unsichtbare Weise) ein Akt der die Seele heilenden Loslösung des Menschen vom Einfluss der Sünde und der beseligenden Rechtfertigung in der Gnade des Erlösers. Wie Jesus gerade in der Ohnmacht Seines Todes die Übermacht der Unterwelt grundsätzlich überwunden hat und wie in Seiner glorreichen Auferstehung das neue, unerschaffene Licht des göttlichen Heils leuchtet, so soll auch die Seele des Getauften immer mehr der Sünde absterben, um in sich das übernatürliche Pflänzchen der gnadenhaften Gemeinschaft mit Gott heranwachsen zu lassen!
Bedenke also, Christ, deine hohe Berufung, die an dich ergangen ist: “Einst wart ihr Finsternis. Jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt nun als Kinder des Lichtes.” (Eph 5,8) Bemühe dich, dich durch inständiges Gebet und einen entsprechenden frommen Lebenswandel der Hingabe an den heiligen Willen Gottes immer mehr in das göttliche Mysterium der Erlösung zu vertiefen!
Auch sämtliche andere von Christus eingesetzten hl. Sakramente stellen solche Heilsgeheimnisse dar, welche zu erkennen weitere Vertiefung unseres Glaubenslebens und der Gotteskindschaft mit sich bringen wird. Wenn man z.B. in der Apostelgeschichte liest, was sich am hochheiligen Pfingsttag ereignet hat, kann man ja nicht ernsthaft leugnen, dass sich auch in der Herabkunft des Heiligen Geistes eine solche gnadenhafte Selbstmitteilung Gottes an die Menschen vollzogen hat, die das Maß des rein Menschlichen bei weitem überschritten hat. Apostel, zuvor von Angst und Menschenfurcht in Beschlag genommen, haben in der Kraft des Heiligen Geistes in einem solchen Umfang neuen Mut und feste Zuversicht in Gott geschöpft, dass dies nicht mehr mit rein menschlichen Denkkategorien begriffen werden kann. Jünger Christi, welche vorher noch den leidenden Heiland elendig im Stich gelassen haben, fürchteten plötzlich weder Drohungen noch Strafen, sondern betrachteten es - geradezu in Überwindung der natürlichen menschlichen Furcht - “voll Freude” als eine besondere Auszeichnung, “um des Namens Jesu willen Schmach zu leiden” (Apg 5,41)!
Und wenn man auch bedenkt, dass sich hinter den geheiligten Riten der kirchlichen Messliturgie die sakramentale Gegenwärtigsetzung und unblutige Erneuerung des überzeitlichen himmlischen Opfers Jesu Christi vollzieht, welches Er am Gründonnerstag auf Erden gefeiert hat und in der Ewigkeit ununterbrochen als das “Lamm wie geschlachtet” (Offb 5,6) Seinem Vater zur Sühne anbietet, dann wird man ergriffen vom Mysterium des Ereignisses bzw. von der Übernatürlichkeit des hl. Geschehens! Man begegnet Jesus sowohl in Seiner liebenden Hingabe zum Zweck der Erlösung der Menschheit als auch empfängt Ihn im Allerheiligsten Altarsakrament - mit Leib und Seele, mit Seiner Gottheit und Menschheit! Nicht umsonst ließ die katholische Kirche den Wandlungsworten die Formulierung hinzufügen: “Mysterium Fidei” - “Geheimnis des Glaubens”!
Ohne diesen tiefen Sachverhalt an dieser Stelle im Einzelnen auch am Beispiel der übrigen hl. Sakramente (Buße/Beichte, hl. Ölung, Priesterweihe und Ehe) darlegen zu wollen, soll nur auf die interessante Anmerkung des hl. Paulus verwiesen werden, welcher bei der Erklärung der tieferen Bedeutung des Sakramentes der Ehe (Eph 5,21- 33) abschließend bemerkt: “Darin liegt ein großes Geheimnis: Ich meine damit Christus und die Kirche” (5,32)!
■ Vor mehreren Jahren unterhielt ich mich im Religionsunterricht mit Kindern einmal über die Frage, was denn die Engel und Heiligen im Himmel tun. Die Rede kam auf die Berufungsvision des Propheten Isaias, während welcher er den Heilig-Heilig-Heilig-Gesang der Engel vernahm, mit welchem sie Gott ununterbrochen anbeteten (Is 6,1-4). Ein Mädchen meinte daraufhin mit ihrer kindlichen Logik, das müsse ja “stinklangweilig” sein, immer nur dasselbe “Heilig” zu singen. Ich gab ihr die Hand und versprach, dass es sehr wohl ihre Aufgabe ist, so zu leben und zu glauben, dass sie in den Himmel kommt; wenn sie aber da angekommen sein wird, dann garantiere ich ihr hier und jetzt, ihr werde der Aufenthalt im Himmel nicht im Entferntesten als langweilig vorkommen!
Wie wir, Menschen, hier auf Erden gern die positiven Eigenschaften der uns nahestehenden oder von uns geliebten Menschen schätzen, lieben und bewundern, umso mehr preisen und loben die Engel und Heiligen im Himmel die Vollkommenheit Gottes, bei Dem es nicht einmal irgendeinen Schatten an Schlechtigkeit oder auch nur Unzulänglichkeit gibt! Und je mehr die Himmelsbewohner in das Mysterium Gottes “eintauchen”, desto deutlicher sehen und erkennen sie dann, dass Er noch viel mehr zu “bieten” hat, dass der Reichtum Seiner Güte, Liebe und Barmherzigkeit unendlich intensiv und auf das Menschenherz zutiefst beseligend wirkt!
So sollen wir bereits hier auf Erden beginnen, im Glauben die unendliche Vollkommenheit Gottes zu “erforschen”, und versuchen, eben hinter den Vorhang des mit natürlichen Fähigkeiten Sicht- und Erkennbaren zu schauen! “Möge er euch nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit verleihen, dass ihr durch Seinen Geist mit Kraft innerlich stark werdet, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und dass ihr in der Liebe festgewurzelt und festgegründet seiet. Dann vermöget ihr, mit allen Heiligen die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe zu erfassen und die Liebe Christi zu erkennen, die alles Erkennen übersteigt.” (Eph 3,16-19)
Somit darf sich die Glaubenshaltung eines katholischen Christen nicht in einer etwa rein formalen Erfüllung der göttlichen Gebote und kirchlichen Anordnungen erschöpfen, sondern hat vordergründig in der Bemühung um eine tiefe geistige Gemeinschaft mit dem unendlich heiligen und vollkommenen Gott zu bestehen - um die jeweils wachsende Teilhabe am göttlichen Mysterium!
Sowohl unser gesamtes Gebetsleben als auch die möglichst konsequente Einhaltung der sittlichen Ideale Jesu Christi sollen uns immer mehr und intensiver den geistigen Blick für die übernatürliche Welt Gottes öffnen bzw. in ihre heilsrelevanten Mysterien (so z.B. speziell auch die hl. Sakramente)! Denn nur dann, wenn wir befähigt werden, (hoffentlich in ständig zunehmendem Maß) des die ganze Schöpfung beglückenden Heilsgeheimnisses Gottes teilhaftig zu werden, fühlt sich eine gottliebende Seele in Seiner Gegenwart geborgen und lässt sich auch nicht durch so manche Stürme des Lebens erschüttern. Sie sieht in solchen schweren Prüfungen darüber hinaus vielleicht sogar ganz besonders die väterliche Hand Gottes, die sie anscheinend noch weiter reinigen und vervollkommnen möchte, um sie für das Erkennen von noch mehr Heilsgeheimnissen vorzubereiten bzw. für ein jeweils höheres Maß an Liebe zu befähigen!
■ Der Protestantismus hat in dieser Hinsicht insofern schwer gesündigt, dass er weder die innere Umwandlung des Menschen durch die erlösende und heilende Gnade Gottes zulassen wollte noch die gnadenhafte Teilhabe der im Blut Christi gereinigten menschlichen Seele an der Liebe Gottes anerkannt hat. Laut Luther bleibe der Mensch auch nach der Taufe “ein Stein und ein Klotz” - seine nach wie vor von Sünden besudelte Seele werde nur wie durch ein weißes Tüchlein verdeckt, so dass sie lediglich nach außen als rein erscheine. Auf diese Weise verkommt aber die Erlösertat Jesu Christi zu einer Fars bzw. zu einer billigen Show, weil sie ja weder eine echte und tiefere Auswirkung auf das menschliche Schicksal hat noch die Menschen wirklich Gott näher bringt. Alles lediglich wie gehabt, nur ein etwas anderer äußerer Schein! Nun, diese letztendlich sogar verlogene Art von Religion kann wirklich nicht das Gelbe vom Ei sein und auch keine sich ehrlich nach Gott sehnende Seele zufrieden stellen...
Eines der wesentlichen Probleme des neuzeitlichen Modernismus besteht darin, dass man sich da eine Art “Entmythologisierung” der Religion auf die Fahnen geschrieben hat. Unter diesem medienwirksamen Slogan bemühte und bemüht man sich, den christlichen Glauben eines jeglichen übernatürlichen Charakters zu entkleiden, als wäre alles praktisch mit natürlichen Mitteln zu erklären. Der ganze weitflächige Bereich der Übernatur passt da dann nicht mehr in das betreffende Schema hinein - er müsse als eine Art Märchen halt radikal ausgeschlossen werden.
Also lehnt man da mehr oder weniger kategorisch jede Art von Wundern ab, welche Jesus gewirkt hat. Dies alles seien ja lediglich natürliche Phänomene gewesen, welche die naiven und leichtgläubigen Christen irrtümlicherweise als Wunder aufgefasst hätten. Alles sei mit den natürlichen Mitteln des Geistes zu erklären - wenn nicht alles schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt, so werde die Naturwissenschaft irgend wann einmal später dazu in der Lage sein.
Logischerweise leugnet man damit auch die Gottheit Jesu! Er sei halt (nur) ein großer Mann der Weltgeschichte gewesen, der lediglich hohe moralische Ideale besaß und soziale Gerechtigkeit unter den Menschen herbeiführen wollte. Folglich fällt da auch der ganze Bereich der Erlösung der Menschen von der Sünde weg - alles angeblich spätere Hinzufügung bzw. auf übertriebene Frömmigkeit zurückzuführende Interpretation der katholischen Kirche!
Bei einer solchen “entmythologisierten” Religion fällt der ganze Bereich der Überzeitlichkeit und Übernatur komplett weg. Was zurückbleibt, ist eine Art Soziallehre, die keinen “vertikalen” Bezug mehr hat, und sich nur noch bzw. ausschließlich um Fragen des irdischen Daseins kümmert. Aber wodurch unterscheidet sich denn dann eine solche “Religion” z.B. von einer politischen Partei oder einem sozialen Verein? Was ist überhaupt ihre Daseinsberechtigung als Religion?
Mit dem Verlust des Bezugs “nach oben” fällt dann aber auch die absolute und unbedingte Geltung der göttlichen Gebote weg! Denn wenn es keine absolute und überzeitliche Autorität mehr gäbe, die die Geltung der Moral für alle Menschen ohne Unterschied und zu jeder Zeit ohne Unterschied garantiere, dann könne sich der Mensch ja selbst eine “Moral” schaffen, die bei Bedarf (z.B. durch demokratische Mehrheitsbeschlüsse von irgendwelchen parlamentarischen Gremien!) jederzeit auch wieder verändert werden “dürfe”. Die gegenwärtig in Deutschland geführte Diskussion bezüglich der Abtreibung von Föten mit im Mutterleib festgestellten nennenswerten Defekten kommt ja tatsächlich einer solchen verbrecherischen Selektion des menschlichen Lebens gleich, die sich eigentlich kaum z.B. von manchen der entsprechenden furchtbaren moralischen Entgleisungen der Nazizeit unterscheidet... Außer dass man sie heute als sozusagen “demokratisch legitimiert” ansehen kann.
“Gott” wird zu einer komplett leeren Worthülse, in die man individuell alles Mögliche an Inhalten “hineinpacken” könne, wonach einem nämlich gerade der Sinn sei. So trifft man ja im modernistischen Bereich nicht selten die Auffassung an, Gott sei halt “ganz anders”, womit zum Ausdruck gebracht werde, dass man auf der einen Seite eigentlich überhaupt nichts über Ihn sagen könne, aber auf der anderen Seite mit dem Begriff “Gott” praktisch alles “abdecken” könne, worauf man gerade Lust habe. Wenn man nämlich überhaupt nicht wissen könne, wer “Gott” wirklich ist, könne Er ja alles Mögliche sein; wenn Er aber alles Mögliche sein könne, ist Er auf der anderen Seite auch nichts Genaueres oder Konkretes! Die logische Folge davon wäre der (praktische) Atheismus, welche Entwicklung wir ja leider auch tatsächlich im Modernismus wahrnehmen.
Nein, der Mensch ist von einem Gott erschaffen worden und kann mit der natürlichen Kraft Seines Verstandes sehr wohl “Sein unsichtbares Wesen ... mit dem Auge des Geistes wahrnehmen: Seine ewige Macht wie Seine Göttlichkeit” (Röm 1,20). Durch Seine Menschwerdung in Jesus Christus hat Er dann ganz besonders in die Menschheitsgeschichte eingegriffen und insbesondere durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz ein solches “Maß” an unendlicher göttlicher Liebe zu uns, dem Menschengeschlecht, offenbart, welches jegliches natürliche menschliche “Maß” bei weitem übersteigt und uns dazu einlädt, uns bewusst diesem unbegreiflichen göttlichen Mysterium zuzuwenden und im Glauben Seine beseligenden Heilsgeheimnisse zu verinnerlichen!


P. Eugen Rissling

 

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